CO2-Bilanz eines Elektroautos ist ein Desaster
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- Erstellt: Samstag, 24. Juni 2017 16:41
- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 02. Juli 2017 14:17
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Mit dieser Überschrift triumphieren Teile der deutschen Presse (z.B. Focus Online), nachdem eine Studie der „Swedisch Energy Agency“ den CO2 Austoß zur Herstellung von Lithium Akkus berechnet hat. Nun, genaugenommen hat die Studie nichts berechnet. Sie hat einfach mehrere vorhandene Studien zusammengefasst. In der Studie wird darauf hingewiesen, dass die durchgeführten Studien, die als Quelle dienten, sehr unterschiedliche Werte ergeben haben. Je „grüner“ der Strom ist, desto sauberer ist die Herstellung. Und die Menge an grünem Strom ist von Land zu Land sehr unterschiedlich.
Diese Werte wurden dem durchschnittlichen CO2-Ausstoß eines Verbrenners gegenübergestellt (Fahrbetrieb). Das Fazit der Studie war: „Ein Nissan Leaf muss 3 Jahre fahren, bis er das bei der Batterieherstellung erzeugte CO2 wieder eingespart hat, ein Tesla sogar 8 Jahre“.
Es wurde also der CO2 Ausstoß der Herstellung der Batterie mit dem CO2 Ausstoß eines Verbrenners im Fahrbetrieb verglichen. Es wurden also wieder einmal Äpfel mit Birnen verglichen um dann – wie so oft – die völlig falschen Schlüsse zu ziehen.
Teile der deutschen Presse machen das, was sie am besten können: Ohne weiteres Nachdenken wird das Ganze einfach sinnhaft übernommen und dann mit einer reißerischen Überschrift versehen („CO2-Bilanz eines Elektroautos ist ein Desaster“).
Warum diese Studie aus wissenschaftlicher Sicht bestenfalls unseriös ist, soll nun geklärt werden:
Zum Ersten wurde bei dem Vergleich eine Jahreslaufleistung des Verbrenners von rund 1.000 Km zugrunde gelegt. Legt man eine realistischere Laufleistung von 10.000 Km zugrunde, erreicht der TESLA die Amortisation schon nach 8 Monaten. Hier wurden also vollkommen realitätsferne Zahlen benutzt!
Wenn man schon die Herstellungskette von Verbrennern und Elektroautos vergleicht, dann muss zwangsläufig nicht nur der Akku bei Elektroautos einbezogen werden (denn dieser existiert beim Verbrenner ja nicht) es müssen selbstverständlich auch die Teile des Verbrenners einbezogen werden, die das Elektroauto nicht besitzt. Daher eine kurze Liste:
Elektroauto: Akku, einstufiges Getriebe
Verbrenner: Auspuff, Krümmer, 70% größerer Motor, Katalysator, Keilriemen, Steuerkette, Lambdasonde, Abgasrückführung, Kupplung, mehrstufiges Getriebe, Motoröl, Motorölwanne, Kühler und Kühlerkreislauf, Zündkerzen (Ottomotor), Luftfilter, Treibstofftank, Lichtmaschine, Anlasser und so weiter und so fort.
Wie auf den ersten Blick zu sehen ist, benötigt der Verbrenner wesentlich mehr Bauteile. Bei der Herstellung dieser Bauteile wird eine Unmenge an CO2 freigesetzt. Im Katalysator kommen seltene Erden und Schwermetalle vor, welche mit der Zeit freigesetzt werden. Vergleicht man also Äpfel mit Äpfeln, schneidet das Elektroauto deutlich besser ab als jeder Verbrenner – auch bei der Herstellung. Man könnte hierrüber nun auch eine Studie verfassen, aber alleine an der Menge der zusätzlichen Bauteile eines Verbrenners wird auf den ersten Blick die Unterlegenheit des selbigen offensichtlich. Über den Betrieb muss an dieser Stelle eigentlich auch nichts gesagt werden. Ein Verbrenner hat einen Wirkungsgrad von unter 30% ein Elektroauto von über 90%.
Die genannte „Studie“ hat das Ziel Elektroautos zu verunglimpfen. Die “Copy and Paste“ Presse gibt das Ganze weiter, ohne sich fachkundigen Rat einzuholen – es passt ihnen ja so gut ins Konzept. Millionen Leser übernehmen diese Meinung.
Teile der deutschen Presse versündigen sich damit am Niedergang der deutschen Automobilindustrie. Statt Druck auf die deutsche Industrie aufzubauen, damit diese den Rückstand beim Thema Elektroauto aufholt, huldigt sie wahnhaft religiös weiter dem Verbrenner. Die Bremser – die oftmals in den Vorstandsetagen der Automobilindustrie sitzen – wird es freuen. Das böse Erwachen kommt mit großen Schritten näher. <RBE>