Wie das Elektroauto schlecht gerechnet wird

Um es vorweg zu nehmen: Um das Elektroauto aus energetischer Sicht schlechter zu rechnen als einen Verbrenner, muss man tricksen.

Es gibt 3 Tricks die angewendet werden:

Trick Nummer1: Der Vergleich von "Äpfeln mit Birnen"

Trick Nummer2: Weglassen von Informationen um ein falsches Bild zu erzeugen

Trick Nummer3: Worst Case gegen Best Case Betrachtung

Ein Beispiel:

Hans-Werner Sinn hat nachgerechnet und kommt zu dem Schluss: „Ein Diesel ist sauberer als ein Elektroauto“ (https://www.ifo.de/DocDL/sd-2019-08-sinn-karl-buchal-motoren-2019-04-25.pdf).

Hier wurde eine Kombination von Trick Nummer 2 und 3 benutzt: Er verwendet den Best Case beim Verbrenner (4,5 Liter Verbrauch) und den Worst Case beim Elektroauto (er rechnet die Herstellung des Akkus mit ein, lässt aber die Teile die ein Verbrenner hat, aber kein Elektroauto, einfach unter den Tisch fallen). Ebenso setzt er die Haltbarkeit des Tesla Model 3 Akkus mit 10 Jahren bzw. 150.000 km an, obwohl es Tesla Model S gibt, die schon 800.000 Km erreicht haben (und noch fahren). Ein Tesla Model 3 Akku sollte somit ohne Probleme eine Lebensdauer von über 400.000 gefahrenen Kilometern haben.

 

Bei der Vorkette rechnet er wieder Best Case für den Verbrenner. Er rechnet 21% für die Spriterzeugung (natürlich auf geschönte 4,5 Liter Verbrauch). Somit kommt er beim Diesel auf 141 Gramm CO2pro Km.

 

Schauen wir uns mal die Realität an. Anstatt den angenommenen 4.5 Litern benötigt der in seinem Beispiel genannte Mercedes 6.6 Liter auf 100 Km (https://www.spritmonitor.de/de/uebersicht/28-Mercedes-Benz/270-C-Klasse.html?fueltype=1&exactmodel=220%20D&powerunit=2). Hier sind die Werte für den Verbrenner um über 30% geschönt worden. Sehen wir uns den Aufschlag der Vorkette von 21% an. Laut Exxon Mobil werden für die Herstellung von 6 Litern Diesel rund 42 kWh Strom bzw. Energie benötigt.
( https://www.springerprofessional.de/elektromobilitaet/dieselmotor/endenergiebezogene-analyse-diesel-versus-elektromobilitaet/16673694?fbclid=IwAR36o4peUHI8XKFi9XknMfb0eZd66duZd5qI3wmloUlVonPCzDE30D6CmkI)

Dieser Strom wird zum größten Teil mit Generatoren aus Treibstoff gewonnen (Bohrinsel). Trotzdem rechnen wir an dieser Stelle - vorteilhaft für den Verbrenner – mit dem deutschen Strommix von 2018 mit 474 g/kWh. (https://www.umweltbundesamt.de/themen/co2-emissionen-pro-kilowattstunde-strom-sinken)

Damit erzeugt der Diesel (wieder vorteilhaft für den Verbrenner gerechnet mit einem gerundeten Verbrauch von 6 Litern) 20 kg CO2 auf 100 Km– nicht die von Herrn Sinn berechneten 1.41 Kg pro 100 Km.

Um das Ganze nochmal deutlicher aufzuzeigen:

Nur für die Herstellung von 6 Litern Diesel wird eine Strom- bzw. Energiemenge von 42 kWh benötigt (alleine für das Raffinieren von einem Liter Sprit werden 1.7 kWh Strom benötigt). Würden wir also alle sofort auf Elektroautos umsteigen, würde der Strom- bzw. Energieverbrauch sinken, nicht steigen!

Konkretes Beispiel: Wenn wir jetzt sofort jeden Verbrenner  durch einen TESLA Model S ersetzen würden (Durchschnittsverbrauch laut Spritmonitor 20,6 kWh) würden von den 42 kWh immer noch 22 kWh übrig bleiben. D.h. der Verbrenner ist mit seinen für ihn produzierten 6 Litern Sprit für 100 km noch keinen einzigen Meter gefahren, da ist der Tesla 100 Km gefahren und es blieben sogar noch 22 kWh nicht verbrauchten Stroms über. Der Gesamt-Stromverbrauch würde also – trotz Umstiegs aller auf ein Oberklasse Elektroauto – sinken! (Anmerkung: Der Vergleich hinkt etwas, da der genannte Stromverbrauch für die Erdölförderung vor allem auf den Ölplattformen durch Stromgeneratoren erzeugt wird).

 

Daher noch einmal: Um das Elektroauto aus energetischer Sicht schlechter zu rechnen als ein Verbrenner, muss man tricksen.

Übrigens: Auch die ARD hat Trick 2 benutzt (weglassen von Informationen). In der Sendung „Der wahre Preis des Elektroautos“ wurde über die Lithiumgewinnung gesprochen. Hier wurde das Lithium nur in Verbindung zu Elektroautos gebracht. Das aktuell das meiste Lithium für die Herstellung von:

-          Glas und Keramik

-          Schmiermittel

-          Klimaanlagen

-          Aluminium

verwendet wird, wurde nicht erwähnt. Seit Jahren werden zudem Lithium-Akkus für Handys, Tabletts, Rasenmäher, Akkuschrauber, Notebooks und viele andere Geräte hergestellt. Bisher hat niemanden interessiert wo das Lithium für seinen Handyakku herkommt. Doch jetzt hat man das Elektroauto als alleinigen Grund gefunden, warum in einigen wenigen Ländern Sole abgepumpt wird. Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium

 

Auch das ZDF nutzt Trick2. Bei einem Bericht über Elektroautos wurde Kobalt erwähnt. Kobalt wird vor allem für Halbleiterchips verwendet (Computer, Motorelektronik, Fernseher usw.). Auch wird es zum Härten von Stahl verwendet – z.B. für Kurbelwellen beim Verbrenner. Ebenso kommt es im Katalysator des Verbrenners zum Einsatz. Weiterhin wird es seit Jahrzehnten zum Entschwefeln für Benzin und Diesel verwendet. Erwähnt wurde Kobalt aber nur in Zusammenhang mit dem Elektroauto, geschickt kombiniert mit Kinderarbeit im Kongo. So wurde ein Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und dem Elektroauto hergestellt, der in der Realität so nicht vorkommt. Es wurde auch nicht erwähnt, dass die oft eingesetzen Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus komplett ohne Kobalt auskommen. Leider scheint das öffentlich-rechtliche Fernsehen in den letzten Jahren an einem starken Qualitätsverlust im Bezug auf korrekte Recherche zu leiden. Es ist mir schleierhaft, wie es solche, offensichtlich falschen und tendenziösen Berichte, durch die Qualitätskontrolle schaffen. 

Beide genannten Berichte von ARD und ZDF sind an Scheinheiligkeit und Doppelmoral kaum zu überbieten!

Übrigens hat Apple im Jahr 2017 den Ankauf von Kobalt aus dem Kongo gestoppt um ein Zeichen gegen Kinderarbeit zu setzen.

https://www.inside-handy.de/news/44142-apple-stopt-kobalt-kauf-kinderarbeit-kongo